Mittwoch, 12. Januar 2011

Tag 5: Dem Silber auf der Spur

Der höchste Berg in Deutschland ist die Zugspitze, sie ist knapp 3.000 Meter hoch. Die Stadt, in die wir am fünften Tag unserer Reise fuhren, liegt auf 4.070 Meter und heißt Potosí.  Bekannt ist sie wegen ihrer Rolle als Schatzkammer der spanischen Krone - und auch heute noch werden dort verschiedene Mineralien abgebaut, darunter auch Silber. Wie sie abgebaut werden, bekamen wir heute hautnah zu spüren: in einem der etwa 5.000 Stollen, die in den cerro rico, den 4.700 Meter hohen Silberberg geschlagen wurden.


Der Silberberg galt schon in der frühen Kolonialzeit als "Eingangspforte zur Hölle", ließen doch viele der Kumpel dort ihr Leben. Und die, die die harte Arbeit überlebten, mussten und müssen sich mit einem Hungerlohn bescheiden. Wieviel Silber die Spanier von zumeist Indigenen aus dem Berg holen ließen ist nicht geklärt. Klar ist nur, dass die spanische und mit ihr die europäische Wirtschaft von der Ausbeutung sowohl des Berges als auch der Bewohner Potosís lange profitiert hat. Manche sagen sogar, noch heute seien Auswirkungen spürbar.

Im Jahr 2011, 466 Jahre nachdem der Berg entdeckt wurde, arbeiten rund 20.000 Menschen an, mit und in ihm. Die meisten sind Männer, mineros, die dem Berg noch immer unter Einsatz ihres Lebens Silber, Zink und andere Mineralien abtrotzen. Aber auch Frauen und Kinder arbeiten am und vor dem cerro, vor allem im Souvenirverkauf.








Und nachdem wir einige Zeit vor dem Berg verbracht hatten, wollten wir ihn dann schließlich auch von innen sehen. Also erstmal: Bergmannskleidung überziehen, Helm auf, Grubenlampe auf und in Kolonne in den maximal zwei Meter hohen Stollen hinein. Beeindruckend, wie sicher man sich dabei fühlen konnte, obgleich die Wände nur von Holzbalken gestützt wurden, es keinerlei Beleuchtung außer den Grubenlampen gab und die Loren auf einem Gleis rein und auch wieder raus aus dem Berg mussten - während wir hineingingen. So staute sich des öfteren unser kleines Grüppchen, weil die in Sachen Körpergröße deutlich bevorteilten Potosenos natürlich ihrer Arbeit weiter nachgehen wollten, einer Arbeit aber, die keiner der Reiseteilnehmer gegen den Beruf des Journalisten eintauschen wollte. Die Gründe sind schnell genannt: das zu hohe Risiko, die unglaublich schlechte Bezahlung (genau festlegen wollte sich keiner der mineros), die fehlende staatliche Aufsicht, die negativen Folgen für die Gesundheit, die Unsicherheit des Jobs (man sagt über den cerro rico, dass man ihn abtragen müsste, um noch an die restlichen Rohstoffvorkommen zu gelangen).

Eine Statue des Herrn nebst Mobilfunkmasten.
Alles, wirklich alles ist Handarbeit.
 
Förderanlagen
                                         
Auf diesen LKW wird der Abraum geladen und zur nächsten Verwertungsstation gefahren.
Minero mit Kokablättern in der Wange.

Die Rampe auf die Laderampe, befahren mit Schubkarren.

Der Förderturm, mit dem ungefähr alle zehn Minuten ein Behälter mit einer guten Schubkarrenladung voller Abraum aus dem Berg gezogen wird.

Die Fachgruppe Junge Journalisten.

Auf dem Weg zur Maloche.

Eine von zwei Loren, die beim Versuch, sie wieder in den Stollen zurückzuschieben, entgleiste. Der Inhalt der Wagen - jeweils eine Tonne - musste dann per Schaufel verladen werden.

Unsere Gruppe im Stollen.

Ein Vertreter der Fachgruppe Junge Journalisten probiert Kokablätter gegen die Höhenkrankheit.
Zwei Minenarbeiter, beide minderjährig.

Der sogenannte tio, der Schutzpatron der Bergarbeiter (eigentlich: Onkel). Er befindet sich am Ende jedes Stollens und dient immer freitags als Sammelpunkt. Dort trinken die mineros gemeinsam Schnaps oder Bier und kauen Kokablätter. 



Dominik Schottner

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